Ich bin 1975 geboren, konnte zurückschauen auf Kriege, irrsinnigen technischen Fortschritt und errungenen Frieden. Mein Gefühl privilegiert zu sein, war so groß wie mein Gefühl, dass ich mit meinen Eltern und meine Eltern mit ihren Eltern so verstrickt waren, dass grundsätzlich gar nichts in Ordnung war.
Wir waren verstrickt in unsere Gefühle, verstrickt in Schuldzuweisung und Verletzung, wir kamen miteinander nicht weiter. Der Zeitgeist war auf materiellen Wohlstand ausgerichtet, nicht darauf diese Ohnmacht zu lösen. Der Wohlstand, in dem ich lebte, schien bombensicher und war ungerecht verteilt. Die Verhältnisse würden sich unter diesen Umständen nicht ändern. Das fühlte sich so falsch an, wie dass ich genau wusste, wie es besser geht und selbst danach nicht handeln konnte.
Ich bin meinem Gefühl gefolgt durch meine Ohnmacht hindurch. Ich wollte Liebe nicht mehr an Leistung knüpfen und Anerkennung nicht mehr an Bedingung, und ich stand 15 Jahre da wie eine, die nichts tut. Viele meiner Generation wollten Liebe nicht mehr an Leistung knüpfen, und danach handeln können, und das haben wir geschafft. Wir haben das Verpönteste gemacht, was man machen konnte, in den Augen der meisten vor uns und um uns, im Umgang mit unseren Kindern und in Bezug auf unseren Beruf, wir haben aufgegeben, was sicher funktioniert, ohne zu wissen, in was für ein Leben uns das führt, ohne passendere Reaktionen und Lebensweisen parat zu haben, sind standhaft geblieben, ohne irgendetwas besseres vorweisen zu können, gefühlt bodenlos, im Glauben an die Liebe. Das war schwer und doch hatten wir alles, und es hat sich gelohnt.
Ich habe gelernt, dass ich Fehler mache und alle anderen auch. Mich zu zivilisieren in meiner Wut. Mir meine unerfüllten Ansprüche und Erwartungen selbst zu erfüllen. Perspektiven nebeneinander zu stellen bevor ich in Konflikt gehe. Zu handeln mit Abstand zu meinen Gefühlen aus Einsicht und nicht aus Not.
Ich habe gelernt, dass ich Liebe geben muss und Liebe nicht erwarten kann. Das ist schwer, weil ich an diesen Stellen selbst sehr verletzt bin. Das ist immer der richtige Weg, weil es im Leben genau darum geht die Werte des Herzens zu entwickeln und in ihnen stark zu bleiben.
Am Ende geht es darum, wie ich damit umgehe, wenn eine*r sich wie ein Arschloch verhält, und kein Arschloch ist. Es geht darum, dass ich bewusst bin, weiterkomme, und Klarheit bewahren kann, damit Beziehungen gelingen und gerechtere Umstände möglich werden.